Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück von Lilly Bernstein


Inhalt

Köln, 1941. Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias auf, einem Bäckerehepaar. Das Mädchen liebt die Backstube über alles, besonders den grossen Ofen aus Vulkanstein. Doch mit dem Krieg kommt das Unglück: Matthias wird eingezogen und die Bäckerei bei Luftangriffen zerstört. Während Köln in Trümmern liegt und vom kältesten Winter des Jahrhunderts heimgesucht wird, schliesst Anna sich in ihrer Not einer Schwarzmarktbande an und steigt zur gewieftesten Kohlediebin der Stadt auf. Als sie am wenigsten damit rechnet, verliebt sie sich – eine verbotene Liebe mit gefährlichen Folgen. Von Kälte, Hunger und Neidern bedroht, halten Anna und ihre Tante verzweifelt an dem Traum fest, die Bäckerei wiederaufzubauen. Und an der Hoffnung, dass die Männer, die sie lieben, irgendwann zu ihnen zurückkehren.

Autoreninfo

Lilly Bernstein ist das Pseudonym der Kölner Journalistin und Autorin Lioba Werrelmann, deren Debütroman Hinterhaus 2020 mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet wurde. Sie stammt aus einer Bäckersfamilie und wuchs zwischen Laden und Backstube auf. Ihre Mutter ist ebenfalls Bäckerskind und hat die Nachkriegszeit noch in lebendiger Erinnerung. Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück ist Lilly Bernsteins persönlichster Roman. Mit seiner Veröffentlichung geht für die Autorin ein Herzenswunsch in Erfüllung.

Meine Meinung

Anna lebt mit ihrer Tante Marie und Onkel Mathias in einer Bäckerei. Diese läuft sehr gut und Anna ist glücklich. Sie geniesst die Zeit vor der Schule in der Backstube. Mathias lernt mit ihr rechnen und Anna ist wirklich begabt. Doch dann kommt der Krieg und alles wird anders. Mathias wird eingezogen und verspricht, wiederzukommen. Was danach folgt, sind Jahre der Entbehrung und des Kampfes. Die Bäckerei wird bei einem Fliegerangriff zerstört und die zwei Frauen kämpfen um ihr Überleben. Sie gehen ungewohnte Wege, machen Kompromisse, entfremden sich, finden aber auch wieder zusammen.

Das Buch hat mich kaum mehr losgelassen. Anna ist ein cleveres Mädchen und entwickelt sich zu einer willensstarken jungen Frau. Sie bleibt ihren Prinzipien treu und behält ihr Ziel auch in schwierigen Zeiten vor Augen. Marie selber kämpft für ihr Überleben. Eine Zeitlang verliert sie ihr Ziel aus den Augen und verliert die Hoffnung. Sie rappelt sich aber wieder auf und findet zu gewohnter Stärke zurück. Dies dauert aber etwas. 

Die Geschichte wird aus den Perspektiven beider Frauen erzählt. Dies ermöglicht dem Leser, beide Erlebnisse, Gefühle und Entscheidungen hautnah und intensiv mitzuerleben. Dies wühlte mich als Leserin zeitweise sehr auf. Die Autorin schafft es, dass man die schwere Nachkriegszeit sehr bildreich und authentisch miterlebt. Sie hat sehr gut recherchiert. Das Buch hat mich noch länger beschäftigt. Die Hungersnot in der Zeit war brutal und Anna und Marie mussten zu unwürdigen und entwürdigenden Mitteln zum Überleben greifen. Natürlich gibt es auch in diesem Buch ein paar fiese Charaktere, welche man beim Lesen verabscheut und ihnen eine gerechte Strafe an den Hals wünscht. 

Alles in allem ein rundes und dramatisches Buch, welches dem Leser das dankbare Gefühl gibt, in der heutigen Zeit geboren zu sein.

Ich vergebe diesem historischen Leseerlebnis gerne 5 von 5 Schwarzbroten.

Vielen Dank an den Verlag für dieses Rezensionsbuch.

Buchinfos

Einband Taschenbuch
512 Seiten
Erscheinungsdatum 02.11.2020
Verlag Ullstein Verlag
ISBN 978-3-548-06341-6
Preis Fr. 13.90

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