Sommersonnenwende von Pascal Engman und Johannes Selaker


Inhalt

Die Sonne brennt heiss auf den Asphalt in einem Stockholmer Vorort, als eine junge Frau gefunden wird, vergewaltigt und erdrosselt. Kriminalkommissar Tomas Wolf kann den Anblick der Toten kaum ertragen – zu sehr erinnert sie ihn an die dunkle Zeit in seiner Vergangenheit, die er am liebsten vergessen würde. Doch in diesem Sommer ’94 ist er der Erste am Tatort. Er ahnt nicht, dass auch die Journalistin Vera Berg in diesem Mordfall ermittelt und dabei alles aufs Spiel setzt – vor allem ihr eigenes Leben. Als in einer Kleinstadt eine Katastrophe passiert und es weitere Tote gibt, kreuzen sich die Wege von Tomas und Vera: Die gemeinsame Jagd nach einem brutalen Frauenmörder beginnt. Sie wird in alle Ecken der Gesellschaft reichen, dorthin, wo die dunkelsten Ängste und der tiefste Hass zu Hause sind.

Autoreninfo

Pascal Engman, geboren 1986, war Journalist des schwedischen »Expressen«. Sein 2019 bei Tropen erschienener Thriller »Der Patriot« wurde in Schweden ein Bestseller. »Feuerland« war der erste Band in der Krimi-Reihe um Kriminalinspektorin Vanessa Frank. Pascal Engman lebt in Stockholm.

Johannes Selåker arbeitet als Journalist und war bei den Zeitungen Aftonbladet, Expressen und Aller Media als Nachrichtenleiter und Chefredakteur tätig. Im Jahr 2017 hat er eine der größten #MeToo-Untersuchungen geleitet. Sommersonnenwende ist der erste Kriminalroman, den er zusammen mit Pascal Engman geschrieben hat.

Meine Meinung

Engman im Duo mit Selåker. Was neues, aber von vornherein schon positiv gestimmt, da mit Pascal Engman ein Autor am Start ist, welchem ich äusserst wohlgesinnt bin. So à la "Engman am Start, kann ja nur gut kommen". 

Ein grosses Pluspunkt schon dafür, dass der Krimi im Jahr 1994 handelt. Wieso? Ich komme gleich darauf. Ein weiteres Daumen hoch für den Volvo 240 von Tomas Wolf. Mein Bruder besitzt so einen und ja, da sitzt man wie auf einem Sofa und hat aber Leistung en masse. Dass dann noch ein Foto der beiden vor dem 240er zu finden ist, ist ein nettes Detail.

Kommen wir auf das Jahr 1994. Handys gerade so langsam am sich in der Gesellschaft zu Recht finden. Aber wir reden hier noch von Mobilfunk, nix mit Internet und schnellem Informationsaustausch. Gerade dies war mir sympathisch. Das Benützen von Telefonzellen, einwerfen von Münzen, Abhören von Anrufbeantwortern. Man muss gut schreiben und viel überlegen. Oftmals taucht ja heutzutage ein Hacker auf, wenn der Autor sich in die Sackgasse geschrieben hat. Funktioniert in diesem Setup nicht. Schön auch, dass der Fall im Sommer spielt und sich die Fussball WM 1994 in den USA als einen der roten Fäden durchs Buch zieht. Für die Schweden ein spezielles Fussballjahr. Aber auch für die Schweizer. Zum ersten Mal seit 28 Jahren war man damals wieder an einer Weltmeisterschaft vertreten. Das traumhafte Freistosstor von Georges Bregy unvergessen. Ach ich schweife ab. 1994 geschah auf der schreckliche Massenmord in Falun. Diese Ereignis wir ebenfalls geschickt im Buch verwebt.

Tomas Wolf der Polizist und Vera Berg die Journalistin sind die Hauptfiguren in diesem Buch. Erst im Nachhinein stellte ich fest, dass beide nicht über die grösste Sozialkompetenz verfügen. Somit hätte man hier den gemeinsamen Nenner. Tomas mochte ich, er kämpft an verschiedenen Ecken. Nicht nur der Fall beschäftigt ihn, auch seine serbelnde Ehe, sein Vergangenheit in der Naziszene und die Tatsache, dass seine Brüder dort festhängen. Dazu kommen posttraumatische Belastungsstörungen aus dem Bosnienkrieg und eine Frau die ihn nicht mehr los lässt.
Vera Berg kämpft mit einem Verlust in ihrer Kindheit und dazugehörigen Drama. Sie hat sich von ihrem Freund getrennt und kurzerhand dessen Sohn Sigge mitgenommen, da sie ihm ein besseres Leben ermöglichen will. Nicht ganz einfach, so als Journalistin. Und hier haben wir einen Kritikpunkt. Wieso hört sie nicht früher auf ihre Nachbarin Brigitta und lässt sich von ihr helfen? Sie hätte Sigge viel weniger in Gefahr gebracht. Im Umgang mit ihm denkt man sich öfters "echt jetzt?!".

Der Fall ist schlüssig und die Ermittlungen sind stimmig. Tomas und Vera beackern ihn von unterschiedlichen Seiten und helfen sich zunehmend. Dies bringt am Schluss auch die entscheidenden Hinweise. Man darf sagen, sie haben zusammen für die Auflösung der Morde gesorgt. Ab und an hängt die Geschichte etwas, sie verliert sich zum Teil etwas in den Nebenschauplätzen. Zum Glück immer nur so lange, bis man es fast nicht mehr erträgt. Dann wird wieder der Hauptplatz bespielt und man bleibt dem Buch treu.

Schade erfährt man nicht etwas mehr über Tomas besten Kumpel Zingo. Ich hoffe, dies wird in einem nächsten Band der Fall sein. Ich werde ihn auf alle Fälle lesen.

Doch ich wünsche mir dann vom Verlag eine schönere Übersetzung des Titels. Auf schwedisch heisst das Buch "Till minne av en mördare". Oder auf deutsch "In Erinnerung/Gedanken an einen Mörder". Passt perfekt zum Massaker in Falun welches von Mattias Flink verübt wurde. "Sommersonnenwende" ist nichtssagend und passt nur zum äusserst heissen Sommer 94 in Schweden.

Gerne vergebe ich somit 4 von 5 Olivendosen.

Vielen Dank an den Verlag für dieses Rezensionsbuch.

Buchinfos

Einband Taschenbuch
592 Seiten
Erscheinungsdatum 29.06.2023
Verlag Ullstein Verlag
ISBN 978-3-86493-239-7
Preis Fr. 26.90

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