Das Licht hinter all den Schatten von Ledicia Costas


Inhalt

Julia ist Journalistin und hat sich nach der Scheidung von ihrem Mann entschlossen, mit ihrem Sohn Sebas von Madrid zurück in ihre galicische Heimat zu ziehen, um auf andere Gedanken zu kommen und sich um ihre Mutter Luz zu kümmern. Für Julia bedeutet die Rückkehr ins Elternhaus, sich einer Vergangenheit voller Geheimnisse zu stellen und den Verbleib eines Vaters aufzuklären, der eines Tages fortging, ohne sich zu verabschieden. Luz ist fast achtzig und mehr als genervt von ihrer Tochter, die plötzlich wieder bei ihr einzieht und meint, auf sie aufpassen zu müssen. Das kann sie sehr gut selbst, auch wenn alles schwieriger wird. Seit ihr Mann, den sie nur »den Argentinier« nennt, vor dreissig Jahren spurlos verschwand – angeblich nach Argentinien –, hat die alte Dame ihr Leben fest im Griff. Und auch einen kleinen Hammer, den sie hütet wie ihren Augapfel – warum, weiss kein Mensch. Sebas ist zehn Jahre alt und davon überzeugt, dass seine Oma in Wirklichkeit der Gott Thor ist, seit er Luz eines Nachts bei Donner und Blitz mit ihrem Hammer im Garten gesehen hat. Ein magisches Werkzeug, von dem sich seine Grossmutter nie trennt und das sie nachts unter ihr Kopfkissen legt. Sebas liebt seine Oma über alles, obwohl sie Süssigkeiten in alten Socken versteckt und jede Menge Lügen erzählt. Sie ist eine Göttin, und ihr Garten ist ihr Paradies …

Meine Meinung

Diese Familiengeschichte geht direkt ins Herz. In ihr steckt so viel mehr als am Anfang gedacht und ich hoffe, ich finde die richtigen Worte dafür. Was aber klar ist, dass ihr dieses Buch lesen müsst.

«Ich versuche allem Dunkeln etwas Helles entgegenzustellen, jedem Schatten ein Licht» (Zitat, S. 74)

Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt. Es geht um die 79-jährige Luz. Sie ist öfters etwas verwirrt, kommuniziert mit ihrer toten Mutter und liebt ihren Garten über alles. Und ihren Hammer, der sie immer mit dabei hat. Ihre Tochter Julia beschreibt sie aber als bockig, anstrengend und kratzbürstig und ihr Enkel Sebas findet seine Oma cool, da er überzeugt davon ist, dass sie eigentlich Thor ist.

Julia wohnt nach der Trennung von ihrem Mann mit ihrem Sohn Sebas wieder bei ihrer Mutter. Die Verantwortung für ihre pflegeintensive Mutter mit ihren abstrusen Ideen bringt sie an ihre Grenze. Zudem möchte sie ihrer Arbeit als Reporterin gerecht werden, wie auch ihrem intelligenten, aber sehr fantasievollen Sohn Sebas. Seit sie wieder zu Hause wohnt, quälen sie die Fragen nach ihrem verschwundenen Vater und sie macht sich auf die Suche nach Antworten.

Und Sebas? Sebas musste nach dem Umzug die Schule wechseln, vermisst seinen Vater, liebt seine Oma und seine neuen Freunde Noa und Guerrero. Die drei Freunde sind wundervoll zusammen. Sie verstehen nicht alles, was rund um sie abgeht, fantasieren sich aber alles ganz wunderbar zusammen.

Dieses wunderbare Buch besticht durch kurze Kapitel und drei verschiedene Sichtweisen. Dabei werden auf verschiedene Arten weitere Puzzleteile aufgedeckt, sei es bei Gesprächen von Luz mit der toten Mutter, bei Recherchearbeiten über Julias Vater oder Sebas Nachfragen. Ganz wundervoll fand ich die Tatsache, dass die Sprache und auch Sichtweisen der drei Generationen sehr authentisch dargestellt wurden. Bei der Tochter Julia merkt man direkt ihre Einsamkeit und Überforderung. Die Wut auf ihre Mutter ist spürbar, wie auch die Müdigkeit und die Hilflosigkeit über die Situation. Sebas hingegen hat eine kindliche Leichtigkeit, geprägt von Witz und Unbekümmertheit. Und Luz, da spürt man die Verwirrtheit, die Last der Geheimnisse und am Schluss auch die Erleichterung.

Der Schreibstil ist leicht, jeweils den Figuren und ihrer Authentizität angepasst. Manchmal herrlich skurril und humorvoll, manchmal tiefgründig und vor allem echt. Eine echte Entdeckung!

Vielen Dank an den Verlag für dieses Rezensionsbuch.

Buchinfos

Einband gebundene Ausgabe
304 Seiten
Erscheinungsdatum 23.08.2024
Verlag Thiele Verlag
ISBN 978-3-85179-536-3
Preis Fr. 33.90

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